4 Aspekte, weshalb Wirtschaft auch von Schule lernen kann

Zurück zum Blog

„Mal ganz im Ernst, dass Schule was von Wirtschaft lernen kann, ist klar. Aber was soll Wirtschaft von Schule lernen? – Schule ist veraltet, verstaubt und meilenweit entfernt von einer agilen Zukunft. Die müssen erst einmal ihre Hausaufgaben machen.“ – Solche und ähnliche Antworten habe ich manchmal in Gesprächen gehört.

Antworten, die mich traurig machen. Antworten, die mir auch zeigen, welches Bild von Schule wir haben. Antworten, die mir bewusst machen, dass die Haltung (noch) nicht auf Augenhöhe ist.

Das Spannende ist, egal mit welcher Person ich aus dem Bildungssystem gesprochen habe, alle waren offen; sie sind neugierig und sehen einen Mehrwert in der Vernetzung mit der Wirtschaft.

Und andersherum? 

Da waren Offenheit und Neugier deutlich geringer. Wenn ich jetzt provokativ wäre, würde ich fragen:

„Wie war das? Wollte Wirtschaft nicht innovativ, hip und trendy sein – gehört da nicht Heterogenität, Diversity und New Work dazu? – Für mich wirkt es gerade eher ein wenig wie Arroganz. – Nach dem Motto: wir wissen, wie es richtig geht und können es euch mal erklären“. 

Und da spricht nicht die Stimme einer gekränkten Lehrerin, sondern die Stimme einer Coachin, die eine große Schnittmenge zwischen den beiden Systemen sieht und die Möglichkeit für ein gemeinsames Wachstum schaffen möchte. Denn ich bin überzeugt, dass beide Systeme von- und miteinander lernen können.

Ja klar, auf den ersten Blick haben wir vielleicht noch die verstaubten Schultafeln von unserer eigenen Schulzeit oder das Bild von der einen überforderten, unmotivierten Lehrkraft unserer Kinder im Kopf. – Aber Schule ist nicht schwarz- weiß, genauso wenig wie es die Wirtschaft ist.

Lohnt es sich daher nicht, den zweiten Blick zu erkunden? Sich einmal zu fragen, was hinter dem Widerspruch stecken könnte? Denn eins wissen Pädagogen und wir sicherlich auch, am besten lernen wir, wenn irgendwo eine Stolperstelle uns zum Weiterdenken anregt.

Ähnlich ging es auch einem Teilnehmer in meiner Umfrage auf die Frage „was könnte dich an einem Leadership-Programm für Schule & Wirtschaft hindern?“:

„Aber ich merke dennoch Vorbehalte im Sinne von “wie sollen Lehrer das nachvollziehen”. Und ich finde es ziemlich traurig, dass das gerade durch meinen Kopf rauscht.“

Teilnehmer zu einer Leadership-Umfrage

#1 Führungskräfte haben dieselben Herausforderungen

Wie schaffe ich es, jetzt auf Distanz mein Team zusammenzuhalten? Wie schaffe ich es, mein Team zu motivieren und jeden Einzelnen in seinen Potentialen zu fördern? Wie gehen wir im Team mit Konflikten um? Wie schaffe ich es, Aufgaben so abzugeben, dass ich die Verantwortung auch loslassen kann? Wie können wir immer wieder mit den neuen Anforderungen umgehen und flexibel reagieren? Wie gehe ich mit Widerstand um?

Das sind nur ein paar Fragen, die sich Führungskräfte immer wieder stellen. Herausforderungen, mit denen sie tagtäglich kämpfen – egal, ob sie in der Schule oder in der Wirtschaft tätig sind. Sie finden vielleicht ähnliche Lösungen, vielleicht aber auch durch den anderen Systemkontext verschiedene Handlungsoptionen und genau hierin liegt der Mehrwert in einem systemübergreifenden Austausch.

#2 kritische Reflexion durch Blick über den Tellerrand

Wir alle kennen sicherlich das Phänomen: Hat eine gute Freundin und ein guter Freund ein Problem, können wir gut zuhören, einen guten Rat geben und sehen die Situation ganz klar. – Anderer Fall: gleiches Problem, nur gehört es diesmal uns. Auf einmal ist das Ganze nicht mehr so klar.

Das heißt, eine gewisse Distanz ermöglicht uns viel leichter in eine Metaebene zu gehen und Dinge zu reflektieren. Genau diese Distanz erreichen wir, wenn wir unser eigenes System verlassen und zum Beispiel in die Schule gehen. Zunächst wirkt es auf uns so, als wäre es eine ganz andere Welt – dadurch können wir Abstand gewinnen und vielleicht bestehende Glaubenssätze im Kopf hinterfragen – ein Effekt, den wir vielleicht nicht so hätten, wenn wir in derselben Branche bzw. in der Wirtschaft bleiben.

#3 Verstehen statt Beraten

Vielleicht trifft es hier ein wenig den Satz „wie sollen Lehrer das nachvollziehen“. Das Gute daran ist nämlich, dass man nicht gleich die angeblich perfekte Lösung serviert, wenn jemand mit seinem Problem kommt – quasi in der Art „ach, das kenne ich, hatte ich auch schon mal, ich würde es so und so machen“ – eine Situation, die wir bestimmt alle kennen. Umso besser ist es, wenn Situationen nicht zu 100% identisch sind – ähnlich, aber halt nicht gleich. Dadurch kann das ZuhörenVerstehen wollen und das gemeinsame Entwickeln von Lösungen in den Vordergrund treten, so dass dies wirklich auf die spezifische Situation passt.

#4 Innovation durch Heterogenität

Was macht moderne Unternehmen so innovativ? – Es sind nicht nur die Innovationsräume und die Design-Thinking Methoden – vielmehr liegt es an die Menschen, die so verschieden sind. Studien belegen, dass heterogene Teams kreativer und innovativer sind, weil dadurch verschiedenePerspektiven zusammengebracht werden können. Daher können Unternehmen durch die Kooperation mit der Schule Innovationsimpulse für die eigene Entwicklung mitnehmen.

Das waren nur vier Aspekte. Es gibt noch viele weitere, denn eins ist klar – Schulen und Unternehmen sind beides lernende Organisationen, es sind beides Orte, an denen Menschen arbeiten, zusammenwirken und gemeinsam etwas verändern.

Inhalte

Autorin: Romy Möller

Mehr über mich und meine Angebote
Leadership Coaching: Berlin, bundesweit und online. Auf dem Bild ist Coach Romy Möller zu sehen, mit einem begeisterten Lächeln und voller Energie.